Ich saß heute mal wieder im Nagelstudio, neben mir eine Dame, ungefähr 55 etwas korpulenter, einfach angezogen, ließ sich die Nägel neu machen. Sie wählte eine Farbe aus, dass ihre langen Nägel oben orange und unten Make-up Ton hatten. Es passte irgendwie gar nicht zu ihren schwarzen Haaren, Hauptsache auffällige Frühlingsnägel? da dachte ich mir. Warum machen Menschen ihre Fingernägel wenn sie damit noch schlechter aussehen als vorher?! Auf jeden Fall passen die Fingernägel nicht zu ihr aber ich glaube, sie fand das toll. Meine Nägel habe ich diesmal von ganz langen auf extrem radikal, kurz mit Acryl und Farbe stylen lassen, ich hatte noch nie so kurz Acrylnägel, wenn ich sie kurz hatte, habe ich sie mir früher immer selber lackiert.
Aber der Glanz ist dann schon nach zwei Tagen ab, und außerdem muss man immer wieder neu lackieren, weil Ecken abbrechen und so weiter. Deswegen hab ich mir diesen Luxus in Anführungsstrichen gegönnt, auch kurze Nägel mit Acryl machen zu lassen. es sieht einfach super gepflegt aus und auch nicht Over Dress oder unpassend zu mir. Warum denken denn Frauen das lange Nägel Luxus suggerieren?
Ähnliche Gedanken zu Haarextensions. Ich habe kinnlange Haare und lasse mir trotzdem keine Extensions machen, obwohl ich sie gerne schulterlang hätte. Haare mit Extensions sehen meiner Meinung nach immer ungepflegt aus, wenn man sie nicht vom Friseur föhnen lässt. Warum machen sich Frauen Extensions zur Verlängerung, und laufen Gefahr, dass man die Extensions Klebestellen sieht, und es super blöd aussieht?! Wenn ich wenig oder feines Haar hätte, würde ich mir wohl eher eine Perücke aufsetzen, als mir diesen Stress mit den extensions waschen, föhnen stylen jeden Tag an zu tun. Und dazu kosten extensions noch richtig Geld. Ich kann mich erinnern, als ich es damals gemacht habe kosteten die Extensions 400-600 € je nach Länge, und es sah nicht mal gut aus.
Vor zwei Tagen saß ich mit meinem Freund in einem Restaurant. Ein sonniger schöner Tag zur Mittagszeit. Das Restaurant konnte die Türen komplett aufschieben und es war genauso, wie als ob man draußen sitzen würde.
Wir hatten gerade unsere Pizza und unsere Pasta bekommen, waren sie genüsslich am Essen. In Gedanken vertieft, schaute ich raus:
Ein Mann lief an diesem Restaurant vorbei und blickt mir direkt in die Augen. Er sah nicht nach Geld aus, er hatte ungepflegte Haare einen längeren Bart, war um die 70 Jahre alt. Und als er sah, wie wir dort am Essen waren, nahm er seinen Butterbrot aus der Tasche und biss in dieses Butterbrot hinein. Dieser Mann schaute mich nicht verbittert oder böse oder nichtgönnend an, sondern einfach nur ganz neutral. Und biss im Vorbeigehen in sein Butterbrot…
In solchen Momenten weiß ich wirklich gar nicht, ob es richtig ist, im Restaurant zu sitzen und teuer zu essen. Wenn es Menschen gibt, die sich das nicht leisten können. Vielleicht hätte dieser Mann auch gerne im Restaurant gegessen, aber konnte es sich aus finanziellen Gründen nicht leisten.
Ich arbeite auf jeden Fall gerne und gönne mir auch gerne und ich bin sehr dankbar dafür, dass ich so ein Leben führen kann, wie ich es führe. Aber es gibt so viel Armut und das hat mir wirklich so sehr zu denken gegeben, dass ich mich bei diesem Mittagessen bei Sonnenschein mit frischem warmen Wind um die Nase, nicht wirklich freuen konnte. Weil ich genau diese Situation ungerecht fand. Wie ist das bei dir, gehst du ab und zu aus essen?
Die Superreichen oder Promis spenden vielleicht viel Geld an Organisationen, um sich genau aus diesem Grund besser zu fühlen. Wie geht man am besten mit solchen Gedanken um? Sollte man Rücksicht darauf nehmen, dass sich andere Leute keinen Restaurantbesuch leisten können und deswegen geht man selber auch nicht aus Essen? Das wäre ja auch nicht ganz so richtig. Oder setzt man sich lieber im Restaurant in eine hintere Ecke wo man nicht gesehen wird von aussen? Lebst du Luxus offensichtlich oder versteckt man Luxusgüter vielleicht besser im Alltag?